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Weniger ist mehr

06.01.2015 | von Susann Haase

Ein ökologisch nachhaltiger Lebensstil bedeutet oft, einen recht minimalistischen Lebensstil zu pflegen. Dies umzusetzen ist manchmal schwierig. Oft glaubt man schließlich,  vielleicht noch dieses Teil oder jenes Stück zu brauchen – vielleicht nicht immer jetzt, aber sicher: bald! Schnell häufen sich so Unmengen von Dingen an, die man oft gar nicht benötigt. Und manchmal hat man ja kaum eine Wahl: Wenn die Oma das zehnte Küchengerät schenkt, das sich zwar weder gewünscht wurde, noch benötigt wird. Es einfach wegzuschmeißen oder es gar zurückzugeben wird den wenigsten einfallen.

Also: Wie um Himmels willen werde ich die angehäuften Dinge wieder los?.  Wohin mit dem Krempel? Wie sortiere ich vernünftig aus?

Von Freunden, Bekannten und aus Blogs kenne ich folgende drei Möglichkeiten:

1.    Zimmer für Zimmer ausmisten;

2.    Jeden Tag ein bisschen was ausmisten;

3.    Für jedes neu angeschaffte Ding zwei Dinge wegwerfen (oder weggeben bzw. verkaufen).

Wer welche Methode bevorzugt, hängt wohl sehr vom Charakter ab. Ich finde zwar die dritte Möglichkeit sehr attraktiv:  Sie stellt schließlich unumstößlich sicher, dass der Bestand in der Wohnung kleiner wird. Aber ich bin nicht der Typ dafür. Ich bevorzuge eher die erste oder zweit Strategie – oder irgendwas dazwischen.

Um zu entscheiden, was ich behalten möchte, stelle ich mir meist folgende Fragen:

Brauche ich das? Habe ich das im letzten Jahr benutzt? Hänge ich daran?

Die letzte Frage zielt auf geliebte „Erinnerungsstücke“. Jeder kennt Dinge, die absolut nutzlos sind, aber an denen sein Herz hängt. Sollte man dazu neigen, solche Dinge in Massen anzuhäufen, kann man sich auch selbst ein Limit setzen und dann aussuchen, welche dieser Dinge einem am wichtigsten sind. Ich habe z.B. einen kleinen Karton mit solchen Erinnerungsstücken im Schrank stehen. Ich schaue dort zwar jahrelang nicht rein und brauche auch nichts davon, trotzdem würde ich mich nicht davon trennen wollen.

Eine Möglichkeit für solche Dinge, die einem wichtig sind, die man aber nicht braucht, ist auch das verleihen an Freunde. Vielleicht benötigen diese gerade den heißgeliebten Raclette-Grill, der unmöglich verkauft werden kann,  jedoch so selten genutzt wird.

Die Entscheidung, ob man ein Teil tatsächlich braucht, ist sicher subjektiv. Für den einen ist das Waffeleisen unverzichtbar, der andere käme nie auf die Idee, eines zu benutzen. Wie sehr man selbst die Dinge benötigt, lässt sich tatsächlich leicht feststellen, indem man sich fragt,  wie oft es im letzten Jahr benutzt wurde oder ob es im kommenden Jahr voraussichtlich benutzt wird. Schaue ich mich zum Beispiel auf meinem Schreibtisch um, sehe ich drei Textmarker, die wohl nie wieder zum Einsatz kommen werden. Zwei davon können wohl ihre letzte Reise antreten (und der dritte wird vermutlich eintrocknen…). Außerdem sehe ich ein kleines Karteikartensystem, das mir in der Unizeit gute Dienste geleistet hat: Doch alles, was ich jetzt auswendig lerne, sind Busfahrpläne, und dazu brauche ich keine Karteikarten.

Hat man festgestellt, was wirklich weg kann, stellt sich nun allerdings auch schon die Frage, wie ich das ganze Zeug denn jetzt los werde. Wegschmeißen ist nicht sehr nachhaltig, vor allem, wenn die Stücke noch funktionstüchtig sind. Doch deswegen muss ich die Sachen ja nicht gleich behalten! Folgende Möglichkeiten nutze oder kenne ich:

1.    Ist das Stück etwas wert? Dann verkaufe ich es über Kleinanzeigen (z.B. eBay Kleinanzeigen). Mein Geldbeutel freut sich und jemand anders freut sich auch.

2.    Kenne ich jemanden, der das brauchen könnte? Dann gebe ich es weg, oder ich gebe es als Dauerleihgabe ab.

3.    Sind es Bücher? Dann versuche ich, einen Ort zu finden, an dem ich kostenlos Bücher abgeben kann. In der Dresdner Neustadt hängt z.B. am Grüntal auf der Kamenzer Straße ein kleiner Kasten, in dem man Bücher abgeben kann. Ein anderer kann sie dann herausnehmen und mitnehmen. Oder: Wenn man mehr Zeit zum vorbereiten hat, kann man Bookcrossing nutzen. In manchen Städten gibt es auch öffentliche Bücherschränke. Alternativ kann man die Bücher auch über reBuy oder momox verkaufen. Allerdings bekommt man für die meisten Bücher nicht viel und hat stattdessen den Aufwand, ein Päckchen packen  und zur Post bringen zu müssen.

4.    Sind es sinnvolle Dinge des häuslichen Bedarfs? Wir haben z.B. zu Weihnachten neue Gläser geschenkt bekommen, haben jetzt aber zu viele und einige davon würde ich gern weggeben. In Dresden gibt es ein Soziales Kaufhaus, in dem bedürftige Bürger kostengünstig einkaufen können. Dort werde ich die Gläser hinbringen.

5.    Ist es Kleidung? Die kann ich in Second Hand-Läden abgeben oder über Kleiderkreisel verkaufen.

6.    Und was mache ich mit Sachen wie Textmarkern und Karteikästen? Nun, entweder verschenke ich es über Kleinanzeigen oder ich nutze das „Austauschfensterbrett“ bei Freunden. Diese haben im Treppenhaus ein Fensterbrett auf dem genau solche Dinge hingestellt werden können; wer etwas davon braucht, kann es einfach mitnehmen. In der Dresdner Neustadt ist es auch üblich, solche Dinge in Kisten auf die Straße zu stellen.

7.    Falls es selbst dafür zu kaputt ist, kommt es wohl doch in den Müll.

Vielleicht hilft es jedoch auch, wenn man sich einmal grundstäzlich Gedanken über ein minimalistisches Leben macht. Ich versuche mir immer vorzustellen, wie meine Kinder nach meinem Ableben die Wohnung ausräumen müssen und einen Haufen unnützen Krempel einfach wegschmeißen müssen. Da sorge ich doch lieber schon zu Lebzeiten dafür, dass ich mich nur mit Dingen umgebe, die ich wirklich benötige. Wenn wir mal wieder umziehen sollten, müssen wir weniger Kisten schleppen. Und aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Dinge, die man wirklich benötigt, meist in zwei große Koffer passen.Je weniger Zeug man hat, desto leichter ist es auch, alles in Ordnung zu halten. Und zu guter Letzt: War Minimalismus nicht eigentlich eine der großen Innovationen der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts? Ästhetik und Nachhaltigkeit gehen für mich Hand und Hand: Ist doch chic, in einem wohlsortierten Haushalt zu leben, umgeben von Dingen, die nützlich sind, ohne den ganzen Ballast der Überfüllung.