Besser leben ohne Müll – Modereco beim Umundu Festival „Das gute Leben“
18.10.2014 | von Eik & Erik Fritzsche
Am vergangenen Samstag fand auf dem 6. Dresdner Umundu-Festival unser Workshop statt. Im Gymnasium Bürgerwiese widmeten wir uns dem Thema „Besser leben ohne Müll – Müllreduktion im Alltag“. Nach einer kurzen Einführung durch den Vorsitzenden von Modereco, Eik Fritzsche, fanden die Teilnehmer einen schnellen und spaßigen Einstieg. In einer Vorstellungsrunde durfte sich jeder einen Müllgegenstand heraussuchen. Damit konnte er sich kurz namentlich vorstellen und mutmaßen, wie man diesen Müll vermeiden könnte. Was ist die Alternative zum Geschirrspühltab? Was hat es bloß mit der Weinflasche auf sich? Fängt hier schon der ersatzlose Verzicht an? Wie ist die Konservendose zu ersetzen?
Ein kurzer Vortrag machte die oft unterschätzten Prozesse exponentiellen Wirtschafts- und Müllwachstums deutlich. Dann ging es ans Werk. Dieses Mal hatten wir für die Teilnehmer eine Art ‚Speed-Dating‘ vorbereitet. Dessen Prinzip geht so. Jeweils eine Person sitzt an einem der zehn Tische. Vor sich hat sie oder er eine provokante These zum Thema Müllvermeidung liegen. Ihr gegenüber sitzen ein bis drei Teilnehmer mit denen die These diskutiert wird – drei Minuten lang. Dann wird zum nächsten Tisch und damit zur nächsten These gerutscht.
Nach diesem munteren Brainstorming wurden die Thesen und die entsprechenden Diskussionspunkte allen Teilnehmern vorgestellt. Als Abschluss wurde die Vorstellungsrunde aufgelöst: Für jeden Müllgegenstand vom Anfang gab es nun eine nachhaltigere Alternative, die den Teilnehmern vorgestellt wurde. Geschirrspühlmittel gibt es in Pulverform, das weniger aufwändig verpackt ist und sogar ökologisch verträglicher wäscht; einige Weine sind in Pfandflaschen erhältlich; viele Konserven kann man ganz einfach selbst einkochen.
Was in eineinhalb Stunden Workshop bei unserem Speed-Dating herausgekommen ist, kann sich wirklich sehen lassen. Der Workshop machte augenscheinlich sehr viel Spaß – und bei so engagierten Teilnehmern ganz besonders auch unserem Workshopteam aus Caro, Eik, Erik und Alex! Wie allen Teilnehmern versprochen wurde, finden sich hier noch einmal die Thesen samt der im Workshop erarbeiteten Argumente.
Konsequente Mülltrennung ist schon ausreichend!
Zum Beispiel: Trennung in Papier, Grüner Punkt, Sondermüll
- Trotz Trennung ist Müllverarbeitung und Recycling aufwändig und sollte vermieden werden.
- Neben Müllvermeidung sollten die Verursacher und Hersteller zugemüllt werden.
- Der übermäßige Konsum ist das Problem.
- Man sollte stattdessen Konsumboykott-Gruppen gründen und die Mengen minimieren.
- Das Mülltrennsystem in Deutschland funktioniert ohnehin nicht. Es ist zu komplex.
- Statt Müll: Pfandsysteme – u.a. für Glas, wäre nötig auch für Wein!
Müllvermeidung bedeutet Verzicht!
Zum Beispiel: Ich liebe nun einmal die Kinder-Schokolade!
- Wer Verpackungen vermeidet, vermeidet nicht notwendigerweise deren Inhalt.
- Alternativen, die man selbst kreiert, machen zufriedener.
- Man kann sein Denken umstellen und sich etwas anderes als Belohnung gönnen als üblich.
- Einkaufen in größeren Packungen.
- Gruppen können Hersteller anschreiben und Verpackungsvorschläge senden.
- Reduzierter und bewussterer Verbrauch schafft mehr Befriedigung.
- Beim Teilen hat man mehr davon (auch ‚foodsharing‘)
- Containern
Manche Dinge sind nun einmal nicht ohne Müll zu bekommen: Was macht man dann?!
Zum Beispiel: Spaghetti und Reis
- Unterstützung von einem Laden ohne Müll (zum Beispiel Original Unverpackt oder bald auch in Dresden: Lose)
- Wenn es möglich ist, kann man in (sehr) großen Mengen kaufen – das reduziert den Müll erheblich. Dabei kann man auch gemeinschaftlich Einkaufen und die Bestände pflegen.
- Verpackungsmüll kann man erst einmal im Laden lassen – damit die merken, was sie anrichten.
- Selber machen.
- Nicht mehr oder nicht mehr so oft konsumieren.
Um wirklich Müll zu vermeiden, brauche ich ein Auto!
Zum Beispiel: In meinem Stadtteil gibt es keinen Bioladen!
- Ein großer Kofferraum führt dazu, dass man viel kauft, das man dann doch nicht braucht.
- Carsharing! – obwohl das nicht immer eine Alternative darstellt.
- Man muss sich nur etwas besser organisieren.
- Nachbarschaftshilfe organisieren.
- Fahrradfahren tut gut!
- Öffentliche Verkehrsmittel nutzen!
Müllvermeidung kostet wertvolle Zeit!
Zum Beispiel: Der Wochenmarkt ist zu weit weg! Die Planung und Mitnahme von Behältnissen kostet Zeit!
- Auf der Website zu den Dresdner Wochenmärkten und Öffnungszeiten ist man schnell darüber informiert, wann welche Märkte in der Nähe stattfinden. (http://www.dresden.de/de/07/03-Wochenmaerkte.php?context=132010100000167595-1015)
- Man kann für alles Routinen entwickeln.
- Wenn man etwas weiter laufen muss, kann man das Sportpensum gleich mit erfüllen.
- Nutzt man die (vermeintlich) eingesparte Zeit überhaupt sinnvoll?
- Hat man erst einmal Routine, ist die Mitnahme von Behältern nicht langwieriger als Plastiktüten kaufen.
- Man kann den Einkauf in der Familie/der WG aufteilen.
- Einen Einkaufsbeutel kann man einfach immer dabei haben.
- Müll wegbringen kostet auch Zeit.
- Man kann vorausdenken und die Zeit gut nutzen: So kann man den Tee für die Arbeit bereits ziehen lassen, während man duscht.
- Man muss die Zeitrelationen einmal vor Augen haben: Plastiktüten bleiben Jahrhunderte ein Problem – da ist es gerechtfertigt, wenn man zwei Minuten mehr aufwendet, um sie zu vermeiden.
- Man kann Initiativen wie die Dresdner Verbrauchergemeinschaft (hier der Artikel zur VG bei Futurzwei.Stiftung Zukunftsfähigkeit) unterstützen; das hilft auch der Verbreitung von neuen Läden.
Plastikfrei Einkaufen ist teurer!
Zum Beispiel: Käse von der Theke ist mir zu teuer!
- Man kann Dosen (am besten aus Metall) mit zum Einkaufen nehmen.
- Man kann Tofu vom Asiamarkt kaufen.
- Man kann Klopapier durch Stofftücher ersetzen (aber na ja…).
- Man kann Glasflaschen statt Plastikflaschen nutzen – allerdings sind diese schwerer.
- Die Förderung von Armen hilft, dass diese auch unverpackte Lebensmittel kaufen können.
- Obst und Gemüse sind oft unverpackt – davon kann man mehr kaufen. Das ist auch gesünder.
- Gezielt einkaufen führt dazu, dass man weniger wegwerfen muss.
- Die gesamtwirtschaftlichen Kosten erscheinen weitaus niedriger.
Müllvermeidung drängt mich ins soziale Abseits!
Zum Beispiel: gebrauchte/alte Möbel, Kleidung, Mobiltelefone
- Möbel kann man auffrischen, dann sehen sie wieder schick aus (was allerdings ggf. neuen Müll durch Farben erzeugt).
- Änderungen und Kombinationen von Kleidung machen Defizite wett.
- „Retro Look“ ist an sich doch ganz schick.
- Aufklärung über die neuen Produkte, zum Beispiel bzgl. Herkunft und Materialien, macht diese weniger toll.
- Sich bei der schicken Verwendung gebrauchter Dinge helfen lassen.
- Tauschring nutzen, wenn etwas nicht ins eigene Milieu passt, etwa den Tauschnetz Elbtal oder Tauschring Dresden e.V.
- Das Problem tritt nur bei kaputten und dreckigen Sachen auf: Das kann man reparieren und säubern.
- Idee der Hartz-4-Möbel
- Man kann einfach radikal sein und dazu stehen.
Unser Müll wird nie plastikfrei sein, denn meine Nachbarn/Mitbewohner machen weiter wie bisher!
Zum Beispiel: Wenn ich weniger Müll erzeuge, ist mehr Platz in der Tonne für andere. Die werden so dazu animiert, mehr Müll zu machen.
- Man sollte ein Vorbild sein und eher Interesse wecken.
- Nachbarn/Mitbewohner fühlen sich ertappt.
- Man kann für den Mitbewohner einkaufen gehen.
- Es braucht so einen Unverpackt-Laden, bei dem man leichter erkennen kann, dass es auch anders geht.
- Informationsvermittlung bzgl. der Folgen von Müll sollte auch schon in der Schule stattfinden.
- Weniger Müll bedeutet dann immer noch, weniger Müll rausbringen zu müssen.
- Mündige Verbraucher sollten Firmen anschreiben und sich darüber beschweren, wie sie ihre Produkte herstellen.
Meine Müllvermeidung hat keinen Einfluss: Großkonzerne und Politik sind gefordert!
Zum Beispiel: Bio-Obst im Supermarkt muss zur Abgrenzung von anderen Produkten immer in Plastik eingepackt sein.
- Einkauf im Biomarkt oder im Bioladen ist dennoch möglich: Dort sind diese Produkte unverpackt.
- Indem man Discounter und Großkonzernen meidet, kann man auch sie beeinflussen.
- Extra-Plastikbeutel für Obst kann man immerhin vermeiden.
- Geschäftsarchitektur kann man im Prinzip so ändern, dass biologisch und konventionell hergestellte Produkte voneinander getrennt sind. Zusätzliche Verpackung ist dann gar nicht mehr nötig.
- Die zusätzlich verpackten Produkte kann man gleich am Supermarkt entpacken und den Müll dort lassen. Das macht die betreffenden Geschäftsführungen aufmerksam auf den Müll, etwa indem höhere Entsorgungskosten anfallen.
Kompostierbare Plastik ist die Lösung!
Zum Beispiel: „Plastik“ aus Maiszucker
- Bioplastik ist ebenso unökologisch wie zum Beispiel Bio-Sprit.
- Die dafür nötige Ackerfläche wird eigentlich gebraucht zum Anbau von Lebensmitteln.
- Bioplastik lässt sich schwer unterscheiden von normaler Plastik.
- Besser sind Mehrweggläser.
- Transportwege für den Rohstoff führen zu hoher CO2-Belastung.
- Es ist dennoch ein hoher Energiebedarf bei der Herstellung notwendig.
- Es ist kaum mehr als eine Zwischenlösung.
- Zellulose als Rohstoff erscheint besser, da es ein sekundäres „Abfallprodukt“ darstellt.
- Auch für die Plastik aus Maiszucker gilt ein langer Zersetzungsprozess.
- Damit sie kommt, müsste sich die Nachfrage nach ihr erhöhen.